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Eine jüdische Kindheit in Frankfurt am Main unterm Hakenkreuz

Bericht eines Zeitzeugen an der Helene-Lange-Schule

Teilnehmende Personen:

Danny Beal, Sohn der aus gesundheitlichen Gründen verhinderten Zeitzeugin Rose Beal
Sheala Beal, Dannys Frau, Schwiegertochter der Zeitzeugin
Katja Walter, Jüdisches Museum Frankfurt am Main
Klassen 9b und 9c, Leitung: Frau Kulbartz und Herr Dr. Schaal

 

Danny Beal begann das Zeitzeugengespräch mit der Schilderung der Herkunft seiner Mutter Rose, welche bis zu ihrem 17. Lebensjahr in Frankfurt am Main lebte, und berichtete, wie der jüdischen Bevölkerung nach der „Machtergreifung“ der Nationalsozialisten Stück für Stück ihre Bürger- und Menschenrechte genommen wurden. So musste das kleine Geschäft seiner Großmutter schon bald auf Grund der Boykottmaßnahmen schließen, und die Familie seiner Mutter war davon betroffen, dass die Nationalsozialisten Deutsche jüdischen Glaubens aus Deutschland vertreiben wollten. Nach der Reichspogromnacht am 9.11.1938 wurden viele in Frankfurt ansässige Juden aus ihren Wohnungen auf die Straße getrieben; zahlreiche von ihnen wurden zur polnischen Grenze gebracht, um abgeschoben zu worden. Als der Transport mit der Familie von Danny Beals Mutter an der Grenze zu Polen ankam, wurden ca. 250 Personen von Polen aufgenommen, die anderen, darunter die Familie der Mutter, mussten wieder zurückkehren.

Während des Zeitzeugengesprächs erwähnte Danny Beal auch, dass nicht alle deutschen Polizisten gegen Juden eingestellt waren, denn einer der Polizisten rettete bei dieser Aktion das Leben seiner Großmutter, als sie von einem der Lastwagen fast überfahren worden wäre.

In der Zeit nach der Reichspogromnacht wurden alle jüdischen Männer im Alter von 16 bis 60 Jahren in Frankfurt am Main verhaftet und aus ihren Familien gerissen, um als Arbeitskräfte ausgenutzt zu werden. Da die Machthaber die Juden aus Deutschland vertreiben wollten, stellte sich für viele die Frage, aus Deutschland zu emigrieren. Jedoch waren nicht alle Länder bereit, diese Menschen aufzunehmen. Danny Beals Mutter wurde immer wieder von ihrer Mutter, Dannys Großmutter, zum amerikanischen Konsulat nach Leipzig geschickt, um endlich die Papiere für eine Ausreise zu erhalten. Erst nach ungefähr vier Jahren erhielt die Familie das erforderliche Dokument und reiste am 6. Mai 1939 in die USA. Auf ihrer zwölftägigen Schiffsreise von Frankreich aus wurde der Familie lediglich erlaubt, 2,50 Dollar mitzunehmen. Danach lebte sie zu viert in einem von ihren Angehörigen zur Verfügung gestellten Zimmer in New York. Infolge der finanziellen Hilfe ihrer Familienmitglieder und ihrer ungebrochenen Lebensenergie wurde Rose zur Leiterin eines Betriebes mit mehr als 600 Angestellten. Die Familie lebte dann in Idaho (Boise).

Als Danny und seine Geschwister in der Schule den Zweiten Weltkrieg durchnahmen, realisierten sie erst, dass ihre Mutter die Zeit des „Dritten Reichs“ als Jüdin in Deutschland miterlebt hatte. Anfangs wollte Rose Beal nicht über die Geschehnisse reden, aber nachdem das „Anne Frank Human Rights Memorial“ in Boise eröffnet worden war, erzählte sie ihren Kindern alles und bot sogar Führungen durch das Memorial an. Mit der Zeit begann sie in verschiedene Schulen zu gehen, um über diese Zeit als Zeitzeugin zu berichten. Dies macht ihr nach Angaben ihres Sohnes große Freude. Aufgrund ihrer Emigration in die Vereinigten Staaten sieht Rose Beal sich heute als stolze Amerikanerin.

 

Harisha Harithas (Klasse 9c)

Hier kann das Gespräch mit Danny Beal als Audiodatei heruntergeladen werden:
https://drive.google.com/file/d/0B-o9NYz-0dv7aVBFYkdZaXFNelU/edit?usp=sharing

Hier kann der Abschlusssong “I don’t care” gesungen und gespielt von Danny Beal heruntergeladen werden:
https://drive.google.com/file/d/0B-o9NYz-0dv7c055QXNLaGxyaGs/edit?usp=sharing

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